Kreta
Das Multitalent im Mittelmeer
Unbeschwerter Badespaß, vorzügliches Essen, Nachtleben und antike Ruinen – Kreta glänzt mit einer derartigen Vielfalt, dass die griechische Insel schon beinahe wirkt wie ein eigenes Land
Kreta kann sogar Karibik: die Lagune am Strand von Balos, © Stefan Nink
"Kretas Geheimnis ist tief: Wer seinen Fuß auf diese Insel setzt, spürt eine seltsame Kraft in die Adern dringen und die Seele weiten"
Nikos Kazantzakis, Schriftsteller
Und dann legt Yannis wieder los, und alle wissen: Der ist einfach nicht zu bremsen – der wird auch zu dem Haufen antiker Trümmer da vorne eine Geschichte erzählen können. Yannis ist Tourguide. Er sieht aus, wie man sich einen Kreter vorstellt, groß, schwarze Locken und Augen, in denen man manchmal die Sehnsucht nach Meer zu sehen glaubt. Vor allem, wenn er beim Besuch des berühmten Knossos-Palastes in Heraklion auf die legendäre Vergangenheit seiner Heimatinsel zu sprechen kommt. Wenn er von den kretischen Kapitänen erzählt und wie sie das Meer beherrschten. Und von der Insel selbst natürlich, ihren Stränden und ihren Dörfern, ihrem Wein und ihren Oliven, der ewigen Sonne und dem kühlenden Wind, der durch die Berge weht. Zu jedem Gipfel könnte Yannis etwas erzählen, und natürlich auch zu jeder Wein- und Olivensorte. Wie sollen ihm die Geschichten hier denn auch je ausgehen? Aber jetzt müssen seine Gäste auch schon wieder zum Bus, und Yannis bleibt nur noch Zeit für einen einzigen Satz: „Einen tollen Urlaub auf der schönsten Insel Griechenlands!“
Kreta ist ganz anders als andere griechische Inseln. Um mal bei den Dimensionen anzufangen: Kreta ist riesig, von Westen nach Osten sind es über 250 Kilometer, von Nord nach Süd höchstens 60, doch die kommen einem erheblich länger vor, weil man über ein schroffes Gebirge muss. Man kann hier ein Dutzend Mal im Urlaub gewesen sein und trotzdem noch nicht einmal die Hälfte gesehen haben. Kreta, das ist eher ein eigenes Land als eine Insel.
Antike tanken – und danach auf einen Drink
Bleiben wir noch kurz bei dieser gewaltigen Natur: Über 60 Gipfel auf Kreta sind höher als 2.000 Meter, die Gebirge werden von über 50 tiefen Schluchten durchzogen. Und es gibt rund 3.500 Höhlen – bis jetzt, Forscher entdecken immer wieder neue. Und ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Archäologie finden immer weitere Reste der Vergangenheit. In Städten wie Rethymnon oder Chania muss man bloß ein paar Schritte gehen, um von antiken Ruinen zu venezianischen zu ottomanischen Bauwerken zu kommen. Danach setzt man sich vor eine der vielen Bars, bestellt einen Drink und lässt sich von den tröpfelnden Rhythmen des DJs einlullen: So etwas geht auf Kreta natürlich auch.
Und die Strände erst! Wo in Europa gibt es bitte schön so etwas wie den Bálos Beach mit seiner freiliegenden Sandsichel und der türkisblauen Lagune dahinter? Und wo einen Strand wie den Preveli Beach mit seinem Palmenhain? Und Elafonisi! Und Ammoudi! Und Falassarna! Matala ist sogar besungen worden, von Joni Mitchell, „Carey“ heißt der Song, der vom Hippie-Leben in dieser Ecke der Insel erzählt. Berühmt ist Matala vor allem aber wegen Zeus, des Göttervaters. Der hat hier angeblich die schöne Europa abgesetzt. Nachdem er sie entführt hatte. Er zeugte dann drei Kinder mit ihr. Womit wir wieder bei den Geschichten wären.
So schön: die Kalksteinhäuser am Hang von Agia Galina. Da darf auch Kreta mal Klischee, © Stefan Nink
Jámas! Entspannter Sundowner in einer Taverne im Dorf Koutouloufari, © Stefan Nink
Wenn man genügend von denen gehört hat, sieht man Kreta mit anderen Augen. Dann sind antike Stätten wie Knossos oder Phaistos nicht mehr länger bloß Ruinen, sondern füllen sich mit Leben. Bei den uralten Kiefern in der Samaria-Schlucht fragt man sich, wer wohl schon alles an ihnen vorbeigelaufen ist, aus den Bergen hinunter zum Meer. In den kleinen Dorfkirchen denkt man an die, die hier gekniet und gebetet haben. Und sobald man weiß, dass es in Vouves einen Olivenbaum gibt, der 4.000 Jahre alt sein könnte, schaut man andere Bäume fast schon zärtlich an.
Abends scheint ganz Kreta zu leuchten
Als Urlauber ist man ja die meiste Zeit mit Mietwagen oder Bus unterwegs – manchmal aber entdeckt man ganz andere Seiten der Insel, wenn man sich zu Fuß auf den Weg macht. Dazu muss man noch nicht einmal zu langen Wanderungen in den Bergen aufbrechen (obwohl es die natürlich gibt). Oft reichen schon zwei, drei Kilometer nach dem Abendessen, um jene Momente zu erleben, von denen man später sagen wird: Gut, dass wir das damals noch gemacht haben!
Kreta kann sehr still sein in diesen letzten Stunden des Tages, man hört dann den Ruf der Falken oben am Himmel und die allgegenwärtigen Zikaden, die ihre Beinchen unermüdlich aneinanderreiben und die Abendluft zum Vibrieren bringen. Das leise Bimmeln der Glöckchen kündigt einen alten Ziegenhirten mit seiner Frau an, die mit ihrer kleinen Herde nach Hause gehen und sich freuen, hier draußen jemanden zu treffen: „Kalispéra, ti kánis, kalá?“ – „Guten Abend, wie geht es dir?“ Manchmal muss man nicht viel Griechisch können, um aus einer kurzen Begegnung einen Moment zu machen, an den man noch viele Jahre später und in weiter Ferne immer wieder gerne zurückdenken wird. Und dann rutscht draußen über dem Meer die Sonne Richtung Horizont, und ganz Kreta scheint zu leuchten, als habe jemand ein Licht im Innern der Dinge angeknipst. In diesen Minuten sieht die Insel aus, als gehöre sie eigentlich überhaupt nicht auf diesen Planeten, als sei sie eine Welt für sich. Und wenn Yannis und all die anderen Kreter, die ihre Heimat lieben, wenn die in diesem besonderen Augenblick hinausschauen auf das Meer, dann denken sie ganz sicher ganz genauso.
Stefan Nink

Ein Song auf der Bouzouki am Hafen von Chania
© Stefan Nink

Bei Sonnenuntergang wird die Insel in Gold getaucht
© Stefan Nink

Wasser-Safari durch die Palmen-Kolonie bei Preveli
© Stefan Nink

Ein neuer Morgen in der Hafenstadt Rethymnon
© Stefan Nink

Stadt auf den Hügeln: Agios Nikolaos mit seiner schönen Marina © Uwe Mellich/mellich@web.de

Dem Minotauros auf der Spur: die Ruinen des Palastes von Knossos
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6 besondere Orte auf Kreta
Strände wie in der Karibik, antike Paläste und entspannte Städtchen mit venezianischem Flair. Diese sechs Orte sollten Sie sich bei Ihrem Kreta-Urlaub nicht entgehen lassen

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Rethymnon
Vielen gilt Rethymnon als die schönste Stadt der Insel: Die Altstadt – mit vielen antiken Resten – wird überragt vom trutzigen venezianischen Kastell und erwacht abends zum Leben: Dann ist tatsächlich jedes der etwa 165 Restaurants voll. Am schönsten sitzt man am kleinen Hafenbecken mit Blick auf den Leuchtturm.

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Phaistos
Nach Knossos der zweitgrößte minoische Palast auf Kreta – und viel weniger besucht als die populäre Anlage bei Heraklion. Die Ruinen liegen auf über 8.000 Quadratmeter verteilt auf einer Anhöhe über der Messara-Ebene: Man kann sich gut vorstellen, dass die Palastbewohner damals glaubten, sie seien die Herrscher der Welt.

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Chania
Die Stadt ist ein kleines Juwel: Der alte Hafen von Chania ist venezianisch und aus dem 14. Jahrhundert, die Promenade dort die Sehen-und-gesehen-werden-Meile der Stadt (und der beste Ort, um kretische Fischgerichte zu probieren). Und falls es während des Urlaubs einmal regnen sollte, bietet der Ort genug Kirchen und Museen für mehrere Tage.

© Stefan Nink
Preveli Beach
Angeblich hat hier einst ein römisches Schiff geankert, dessen Besatzung Datteln aß und die Kerne wegwarf – 2.000 Jahre später steht hier deswegen noch immer ein großer Palmenhain. Ansonsten: glasklares, flaches Wasser, windgeschützte Lage. Bloß die 400 Stufen hinauf zum Parkplatz können am Ende eines Tages anstrengend sein.

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Elafonisi
Ein Traum! Mehlfeiner Sand, aquamarinfarbenes Wasser und eine Kulisse wie aus der Karibik. Der Strand ist wunderbar für Familien mit Kindern geeignet: Das Wasser der abgetrennten Lagune ist flach und eignet sich super zum Planschen. Nachteile: die rumpelige Anfahrt bis zum Parkplatz hoch über der Bucht, der lange Fußmarsch hinunter (und wieder hinauf) – und die vielen Influencer und Instagramer.

© Stefan Nink
Samaria-Schlucht
Während der Hauptsaion sollte man Kretas berühmteste Wanderroute eher meiden – davor oder danach aber ist das eine spektakuläre Strecke. Auf einer Länge von 15 Kilometern geht es aus dem Gebirge hinunter zum Meer, durch eine Schlucht, die immer enger wird. Zurück zum Mietwagen kommt man anschließend mit Fähre und Bus. Und zum Abendessen mit einem gewaltigen Appetit.

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