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MAURITIUS
DIE SCHATZINSEL
Keine andere Insel im Indischen Ozean verführt so sehr dazu, den weißen Hotelstrand zu verlassen. Mauritius ist extrem abwechslungsreich und sieht dabei immer so zauberhaft aus wie ein einziger großer Garten.
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Gegen Mittag erwacht der kleine Ort Le Morne aus seinem Dämmerschlaf. Sobald am Strand die dürren Stämme der Kasuarinen-Bäume anfangen, sich wie ein Ballett im Wind zu wiegen, und auf dem Meer die ersten Wellen weiße Zipfel tragen, werden auch die Kitesurfer auf ihren Badetüchern unruhig. Rucksäcke werden entpackt, Mietautos entladen und die Schwimmer der bunten Kites aufgeblasen.
Mauritius ist bekannt für seine Traumstrände und Lagunen. Rund um den Berg Le Morne Brabant im Südosten zeigt die Insel dagegen ihr raues Gesicht, sehr zur Freude der Wind- und Kitesurfer. Der 556 Meter hohe Felsen, dessen Gipfel auch als Wanderziel beliebt ist, steht auf einer Halbinsel, die wie der Kopf eines Hammerhais geformt ist und den Seewind gleich aus zwei Richtungen ansaugt. Das Ergebnis: steife Brisen, die Kites und Surfer wie Geschosse übers Meer ziehen.
Ein Garten im Indischen Ozean Im Vergleich zur Nachbarinsel La Réunion ist Mauritius viel älter – und schöner. Die Erosion hat sich hier ins Zeug gelegt und einst mächtige Vulkane bis auf schroffe Überbleibsel abgetragen. Diese Reste ragen bis zu 828 Meter in den Himmel. Der Piton de Petite Rivière Noire etwa sieht aus wie eine Mini-Tropenversion des Matterhorns. Eine perfekte Landschaft ist entstanden, die an einen großen Garten erinnert. Davon kann man sich bei einer Fahrt von der Ost- an die Westküste überzeugen. In unzähligen Kurven mäandern die engen Straßen durch Bambuswäldchen und Alleen von ausladenden Flamboyant-Bäumen, vorbei an Zuckerrohrfeldern und Ananasplantagen Richtung Küste.
„Dieser Wechsel von Blau und Grün im Meer, das ist so irre“, schwärmt Skipper Antoine, während unser Segelkatamaran die Wellen durchpflügt. „Ich weiß nicht, wie oft ich die Tour um die Île aux Cerfs schon gemacht habe, aber die Farben sind niemals gleich.“
Erstaunlich, wie schnell der Himmel über dem Ozean sein Programm wechselt: Eben noch klatschten haselnussgroße Tropfen auf das Deck, nun ist es, als habe jemand den Vorhang zum Himmel aufgerissen: Der Ozean leuchtet blau und pastellig, und die Sonne lässt die kleine Armada von weißen Segelschiffen mit Kurs auf die „Hirscheninsel“ strahlen. Der Tagesausflug auf die Île aux Cerfs ist ein echter Tipp – vor allem an Sonntagen, weil sich dann auch die einheimischen Familien zum Picknick auf der Insel treffen und für viel Lokalkolorit sorgen. An dem Vier-Kilometer-Sandstrand ist genug Platz für alle. Das Schöne an diesem Beach ist auch, dass er immer wieder von Felsen unterbrochen wird, die eine Art natürlicher Separees schaffen, in denen zum Plätschern der Wellen geturtelt werden kann. Ideal für die wichtigste Klientel, schließlich rangiert Mauritius bei den Traumzielen für die Flitterwochen weit oben.
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Wie Jurassic Park – nur in echt Um Annäherung geht es auch etwas weiter südlich auf der Île aux Aigrettes. Allerdings ist die Fortpflanzung bei Aldabra-Riesenschildkröten ein eher langwieriger Prozess für beide Beteiligten. „Die Oberseite der Panzer spielt dabei eine wichtige Rolle, der Teil gehört zu den sensibelsten Zonen überhaupt“, erklärt Rangerin Angelique von der Mauritius Wildlife Foundation. „Drum bitte nur ganz vorsichtig anfassen!“ Der Besuch auf der kleinen Insel ist nur mit Guides möglich, das Naturreservat ist Refugium einer ursprünglichen Flora und Fauna, die es auf der Hauptinsel längst nicht mehr gibt.
Hindu-Tempel und Ganges-Wasser Die Île aux Aigrettes entpuppt sich als Tummelplatz sonderbarster Kreaturen: Auf den grauen Ästen der Ochsen- und Rattenbäume des lichten Inselwalds hocken Exemplare der rosa Mauritius-Taube wie angewurzelt. Sie zählen zu den seltensten Vögeln der Welt – und würden sie nicht ab und an entspannt gurren, könnte man meinen, sie seien gar nicht echt. Durch das Gehölz streifen unterarmlange Echsen, Telfair-Skinks, auf der Suche nach Nahrung. Ihr Bestand konnte sich hier ebenso erholen wie der der Aldabra-Riesenschildkröte: Nahe dem Besucherzentrum hat sich gerade gut ein Dutzend der entspannten Giganten zum gemeinsamen Mittagsschlaf versammelt. Knapp die Hälfte der Bewohner von Mauritius sind Hindus, überall auf der Insel sieht man kleine und große Tempel, kaum ein Strand, an dem nicht ein Schrein steht.
Im Vulkankrater am Grand Bassin fühlt man sich schon vom Nebel der vielen Räucherstäbchen den Göttern ganz nah. Der darin befindliche Ganga Talao ist als heiliger See eine der wichtigsten Hindu-Pilgerstätten außerhalb Indiens. Bleibenden Eindruck hinterlassen die monumentalen Götterstatuen, darunter ein 33 Meter hoher Shiva. Das Wasser des Sees soll einer Legende nach mit dem Ganges verbunden sein. Da man Legenden nicht immer trauen kann, half man vor Jahrzehnten nach und kippte importiertes Ganges-Wasser nach. Seitdem ist der Status gewissermaßen wasserdicht.
Dietmar Denger
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MAURITIUS-INFOS
Der Guide für das Paradies: Wir geben die besten Tipps für den Traumurlaub auf Mauritius
LAGE Der Inselstaat Mauritius liegt im Indischen Ozean, etwa 870 Kilometer östlich von Madagaskar und rund 1.800 Kilometer vor der Ostküste Afrikas. Die Republik mit ihren rund 1,3 Millionen Einwohnern besteht aus mehreren Inseln. Zentraler Ort ist die Hauptstadt Port Louis auf der Hauptinsel.
DIE SCHÖNSTEN STRÄNDE ERLEBEN Da hat man auf Mauritius die Qual der Wahl: Der längste und für viele auch schönste Strand ist der Flic en Flac – rund acht Kilometer zieht sich der puderweiße Sand an der Westküste der Insel entlang. Ebenfalls zum Niederknien schön ist St. Felix im Süden sowie der Trou aux Biches auf der Nordseite der Insel – hier liegt das Korallenriff gerade mal 250 Meter vom Strand entfernt.
NICHT VERSÄUMEN Eine Tagestour nach Île aux Cerfs. Die kleine, der Westküste vorgelagerte Insel protzt mit Palmenlandschaften und endlos wirkenden Sandstränden. Sicher einer der schönsten Flecken auf Mauritius. Die Katamaran-Yachten starten von Trou D’Eau Douce zu ganztägigen Törns rund um die Insel.
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The Courtyard, Port Louis Hier speist man sehr gediegen in einem schönen Innenhof. Das Courtyard zählt zu den ersten Adressen in Port Louis. Große Auswahl an Fisch und Fleisch, stets mit einer mauritischen Note. Rhumerie de Chamarel Die Rumfabrik in den Bergen ist einen Stopp wert: Man kann dort hervorragend Vanille und Rum probieren – und im Restaurant wunderbar essen.
GENIESSEN
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HIGHLIGHTS
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Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden Er ist der älteste botanische Garten der südlichen Hemisphäre – und prachtvoll anzuschauen. Allein 85 ver- schiedene Palmenarten wachsen hier. Vor allem an heißen Tagen im Sommer ist ein Bummel im Schatten der riesigen Bäume zu empfehlen. Île aux Aigrettes Das Naturresevervat ist eine Arche Noah für Riesenschildkröten und andere stark bedrohte Tierarten. Von Mahébourg aus gibt es Boots-Shuttles auf die Insel.